Trauer nach traumatischen

Verlusten

Wenn du einen geliebten Menschen aufgrund eines plötzlichen und/oder gewaltsamen Todes verlierst, kann das eine überwältigende und lebensverändernde Erfahrung sein, die deine ganze Welt auf den Kopf stellen kann. Intensive Gefühle wie Hilflosigkeit, Angst, Wut und Verzweiflung können sich abwechseln damit, dass sich alles unreal und nicht (be)greifbar anfühlt. Auch können dich Bilder und Gedanken an den Tod deines geliebten Menschen verfolgen und sich mit ständigem Gedankenkreisen, um die Umstände des Todes und ob er zu verhindern gewesen wäre, vermischen.

Folgende Gefühle und Empfindungen können sich z.B. nach einem traumatischen Verlust zeigen:

 

  • dich überwältigt, ohnmächtig und hilflos fühlen
  • Gefühl den Schmerz nicht überleben zu können
  • nicht wissen, wie du den Schmerz aushalten sollst
  • Gefühl, dass es nicht real ist/nicht sein kann
  • Gefühl innerlich auch gestorben zu sein
  • Gefühl verrückt zu werden
  • Gefühl festzustecken
  • Kaum noch Zeitgefühl, Tage gehen einfach ineinander über
  • dich leer, betrogen, müde oder schwach fühlen
  • Gefühl in einem Albtraum gefangen zu sein
  • dich einsam und von niemandem verstanden fühlen
  • Gefühl dich selbst verloren zu haben
  • Schuldgefühle haben und/oder von anderen Menschen die Schuld zugewiesen bekommen

Durch die Traumatisierung können sich zusätzlich Symptome zeigen wie z.B.:

 

  •  Schlafstörungen
  • Albträume
  • Intrusive Bilder und/oder Erinnerungen
  • Gereiztheit, Wut
  • Schreckhaftigkeit
  • Angst
  • Erschöpfung, chronische Müdigkeit
  • Depression
  • Vermeiden bestimmter Orte, Personen usw.

Bei einem traumatischen Verlust können die Gedanken zudem vermehrt um die folgenden Fragen kreisen:

  • Warum musste das passieren?
  • Wer ist schuld?
  • Hätte der Tod verhindert werden können?
  • Wusste er/sie, dass er/sie sterben wird?
  • Hatte er/sie Angst?
  • Musste er/sie leiden?
  • Hätte ich irgendetwas anders machen können?

Diese und ähnliche Gedanken werden häufig immer und immer wieder durchgespielt.

Risikofaktoren, die die Verarbeitung eines Verlustes erschweren können, sind z.B.:

 

  • wenn der Tod plötzlich und unerwartet ist
  • wenn Gewalt involviert ist
  • wenn das eigene Kind stirbt
  • wenn mehrere Personen auf einmal sterben
  • wenn ein Mensch oder Tier stirbt, zu dem du eine besonders tiefe Bindung hattest
  • wenn du den Tod deines geliebten Menschen hilflos miterlebt hast (z.B. nach einem Unfall oder auch nach einer längeren Erkrankung)
  • wenn der Körper deines geliebten Menschen schwer verletzt wurde
  • wenn du glaubst, dass der Tod zu verhindern gewesen wäre
  • wenn du weißt/dir vorstellst, dass dein geliebter Mensch leiden musste
  • wenn medizinische Entscheidungen getroffen werden mussten (z.B. das Abstellen von Geräten, Organspende o.ä.)
  • wenn du dich für den Tod schuldig fühlst oder beschuldigt wirst
  • wenn du bereits zuvor traumatisiert wurdest

Für die Arbeit mit traumatischen Verlusten verbinde ich die Traumatherapie mit Trauerbegleitung, wobei ich mich bei letzterer an folgenden Ansätzen orientiere:

  • Selah Modell nach Dr. Joanne Cacciatore
  • Hypnosystemische Trauerbegleitung nach Roland Kachler

 

Trauer verstehen

Psychoedukation 

Der psychische Schmerz, der durch Trennungs- und Verlusterfahrungen entsteht, hat ähnliche neuronale Verknüpfungen in unserem Gehirn wie körperlicher Schmerz. So kann Trauer sich in einer Vielzahl von psychischen und körperlichen Symptomen zeigen. Diese und weitere Auswirkungen von Trauer und Trauma auf unseren Körper, unsere Psyche und unser Umfeld zu verstehen, kann bei der Trauerarbeit helfen.

Mit der Trauer sein

Realisierung 

Die Realisierung des Todes eines geliebten Menschen ist ein schmerzlicher und notwendiger Teil der Trauerarbeit. Dabei kannst du zwischen Momenten pendeln, in denen du den Verlust nicht wahr haben und begreifen kannst und Momenten, in denen dir die endgültige Abwesenheit bewusst wird. Auch das Wahrnehmen des Verlustschmerzes und die Dimensionen der Auswirkungen des Todes eines geliebten Menschen können Teil des Realisierungsprozesses sein.

Während des Realisierens nehmen Achtsamkeit und Selbstwahrnehmung sowie Selbstfürsorge und –mitgefühl eine besondere Rolle ein. Unterstützen können zusätzlich auch die Natur, Meditation sowie sanfte Bewegungen (z.B. aus dem Qigong), um mit der Trauer und dem Schmerz zu sein, statt sie zu vermeiden.

Sich der Trauer zuwenden und mit ihr arbeiten

Stabilisierungs- und Beziehungsarbeit 

Die Stabilisierung ist sowohl ein Grundbaustein der Traumatherapie als auch der Trauerarbeit und soll dabei helfen ein Gegengewicht zu dem Schmerz und dem Erlebten aufzubauen, um diese besser halten und verarbeiten zu können. Zur Stabilisierung gehören z.B. Arbeit mit Ressourcen, Selbstfürsorge, Imaginations- und Körperübungen sowie Reorientierung und Alltagskompetenzen.

Durch Trennungs- und Verlusterfahrungen wird unser Bindungssystem aktiviert. Über die kreative Beziehungsarbeit kann sich aus der äußeren eine neue innere Beziehung entwickeln. Dadurch kann das Bindungssystem beruhigt werden, indem ihm die Möglichkeit einer weitergehenden Bindung auf einer anderen Beziehungsebene unter der Bedingung der bleibenden äußeren Abwesenheit des geliebten Menschen geboten wird.

Auch die Arbeit mit Erinnerungen an gemeinsame und wichtige Erlebnisse mit dem geliebten Menschen kann ein wertschätzender Teil des Trauerprozesses sein.

Mit der Trauer wachsen

Transformation der Trauer und mitfühlende Handlungen 

Während sich Betroffene anfangs häufig so fühlen, als würden sie nur aus Trauer bestehen, können sie im Laufe der Zeit eine Art „Beziehung“ zu ihren Trauergefühlen entwickeln, die oft mit einer intensiven Loyalität einhergeht. Gefühle wie z.B. Verzweiflung, Wut, Traurigkeit, Schuld, Scham und Angst können sich im Trauerprozess ständig verändern. Durch die Realisierungs-, Stabilisierungs- und Beziehungsarbeit kann sich das Erleben der Trauer in ihrer Intensität und Mächtigkeit allmählich verändern. Dieser Prozess ist bei jedem individuell und kann unterschiedlich lang dauern.  So kann Trauer zu einer Begleiterin werden, die sich in einer Mischung aus Wehmut, Anflügen von Traurigkeit, Gefühlen des Vermissens und Dankbarkeit für gemeinsam Erlebtes zeigen kann.

Zusätzlich können Hinterbliebene ihre Trauer auch in mitfühlenden Handlungen anderen gegenüber zeigen und damit das Andenken an ihre geliebte Menschen bewahren, indem sie das tun, was diese nicht mehr tun können: ihre Liebe und ihr Mitgefühl weitergeben.

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